Es war einmal ein Neubaugebiet und ein Bauherr…

Eigentlich beginnt jede architektonische Geschichte so:

Ein Bauherr und ein Grundstück. In diesem Fall sprechen wir von einem Neubaugebiet. Nehmen wir uns einen Moment Zeit und laufen gedanklich durch ein solches Gebiet. Was für architektonische Highlights sehen wir? Richtig, das persönliche Highlight, das auf Seite sechs des Katalogs der bevorzugten Baufirma ausgewählt wurde, kombiniert mit Fenstern von  Seite drei und einem Anbau von dem Musterhaus auf Seite zwei. Ob diese kostengünstige Variante tatsächlich Architektur ist, ist eine berechtigte Frage.

Für uns und den Bauherrn lautet die Antwort klar: Nein.          Wir hatten das Glück, gemeinsam ein Projekt zu entwickeln, das sich in diesem Neubaugebiet ein wenig vom allgemeinen Rahmen abhebt – und das ist gut so! Betrachtet man das Ganze im städtebaulichen Kontext, sieht man oft nur Würfelbauten auf freiem Feld – ein Sammelsurium von Häusern ohne architektonischen Zusammenhang, so wie wir ihn aus den 40er bis 70er Jahren kennen. Auch wir können uns nicht ganz von der Verantwortung freisprechen, das eine oder andere Haus entworfen zu haben, das sich ein wenig in die Katalogarchitektur einfügt. Daher können wir das Ganze auch auf die Spitze treiben, in diesem Fall sind es zwei Spitzen:    Zwei Häuser mit markanten architektonischen Merkmalen.

Das prägnante Merkmal dieses Hauses sind die zwei durchgehenden Giebelfronten. Um das Ganze noch weiter zu betonen, entschieden der Bauherr und wir uns, einen Giebel vollständig zu verglasen. Die Außenwirkung ist einfach beeindruckend. Hinter dem verglasten Giebel befindet sich ein Luftraum, der sich bis unter den nicht vorhandenen Firstfette erstreckt. Auch im Innenbereich setzen wir auf klare, durchlaufende Linien. Ein weiteres Highlight ist unser Anspruch, Architektur hautnah zu erleben. Beim Eintreffen an dieser Adresse könnte man meinen, vor einem Doppelhaus zu stehen. Die Fassadengestaltung zur Straße hin haben wir bewusst einfach, aber prägend gehalten. Betritt man das Haus, wird einem zunächst nicht bewusst, was einen erwartet. Erst beim ersten Schritt in die Küche öffnet sich der Luftraum zum verglasten Giebel. Ein besonders spektakulärer Anblick, insbesondere am Abend, wenn die Sonne mit ihrer Abendröte das vermeintliche Doppelhaus in die letzten Strahlen des Tages taucht.

Wir haben das bekannte Architekturprinzip eines Doppelhauses in einem Neubaugebiet genutzt, um die Geschichte dieses Archetyps neu zu erzählen. Nach einer langen Bauzeit haben wir für den Bauherrn und uns ein architektonisches Happy End in einem vielfältigen Raum geschaffen.